1961 MIRACLES

11 GESÄNGE FÜR SOPRAN, FL,CL,VL,VLA,TP,POS,GUIT,BATT. MANUSCRIPT

Notenmaterialal ist erhältlich über Mail.

Texte zu  M i r a c l e s

 

     I.   Der Hahn auf dem Kirchturm,

          der immer aus Gold war

          ist ganz rostig;

          der Hahn auf dem Kirchturm,

          der immer so lustig war,

          ist traurig und hat Rheumatismus,

 

     II.  Der Regen fällt

          und ich bin das Echo.

          Meine Stimme ist in dem

          was ich sehe.

          Für die Sonne ist es noch viel zu früh,

          sie gehört noch nicht mir.

 

     III. Ich bin traurig, o so traurig,

          dass meine Tränen

          die aus meinem Herzen kommen,

          um die Strassenecke gehn,

          eh sie in meinen Augen sind.

 

     IV.  Lüba düba tschüba tschüc!

          Volagne da

          dübadüc, lüba düba tschiba tschüc!

 

     V.   Ich habe sie gepflückt,

          die Rose in meinem Garten,

          ich habe sie gepflückt,

          die rosenrote von meinem feinsten Baum.

          Sie zu behüten nahm ich sie,

          um ihre Schönheit zu bewundern.

          Ich habe sie gepflückt, die Rose,

          dass sie um mich dufte,

          dass sie den mürrischen Tag versüsse,

          damit sie Glück bringt.

 

     VI.  Der Mond ist kalt,

          und ich frage mich sehr

          wie er sein Licht macht?

          Ist ein Loch hinter ihm

          und kann man dort hin gehn?

          Ich wage nicht daran zu denken.

 

     VII. Was bin ich?

          Vielleicht nichts,

          vielleicht dennoch etwas.

          Vielleicht diese faule, bummelnde Wolke,

          die Rose, wenn sie erwacht,

          die Sonne, wenn sie flieht,

          dies bisschen Luft

          oder ein Buchsbaum.

          Nein! -sagt der ängstliche Vogel.

          Aber nun, was bin ich?

          Mein Geist ist ermattet,

          es vergeblich zu suchen.-

          Du bist, was ich war,

          als keiner mich kannte.

 

     VIII.Ah, sich auf die Erde legen

          und nie wieder aufstehn,

          erstarren, davongehn,

          sich eingeatmet fühlen,

          aus der Brust hervorgehen lassen

          Bäche, Kiefernwälder,

          befruchtet sein,

          Weizen wachsen lassen und Flachs.

          Wieder Erde werden, endlich.

 

     IX.  Die grossen Bänder rot von Feür

          kreuzen sich und sterben.

          Die Telegrafendrähte berühren sich

          und sterben nicht.

          Die Menschen gehn vorüber

          und geben sich die Hand.

 

     X.   In meinem Bett, in meinem Traum

          find ich deine Perlen wieder.

          In meinem Bett, in meinem Traum

          find ich deine Augen wieder.

 

     XI.  Du hast mich gerufen aus dem Nebel.

          Deine Stimme kam zu mir

          bedeckt mit Koralle.

          Wir kamen von den Wogen getragen

          in deinen Plast voll Sand und Täuschung.

          Du warst traurig,

          und konntest nicht lachen.

          Wir streiften die Muscheln,

          und ich habe dein Kleid berührt

          mit meinen zögernden, ungeschickten Fingern.

          Die grossen Meeresadler zeigten uns den Weg

          und sprachen von den Sternen deines Lebens,

          das ich liebe.

          Ein grosser Seufzer vergeht,

          und wir schlummern ein

          im Gestrüpp deiner Lianen.

          Das Meer rauscht über uns,

          aber wir wissen nichts.

 

     (Gedichte von 7-14 jährigen Kindern, herausgegeben in

      "Miracles de l'enfance", Guilde du livre,Lausanne. Ins

      Deutsche übertragen von Gerhard Zacharias.)